Was ist Loden und welche Vorteile hat das Naturmaterial?

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Wieso sich die Wolle bis heute durchgesetzt hat

Wolle in verschiedenen FarbenBekleidung aus Wolle und Loden gehört zur ältesten Funktionsbekleidung überhaupt und beweist, dass auch die Natur extrem vielseitige, funktionelle Hightech-Fasern bauen kann. Die Wolle wird in gestrickter, gewebter, gewalkter oder lose zusammenhängender Form eingesetzt und ist in jeder Kleidungsschicht vertreten.

In der Funktionsunterwäsche und bei den Socken findet sich meist die glatte, weiche Merinowolle wieder und auch die gestrickten und gewalkten Midlayer und Außenjacken sind häufig aus Merinowolle gefertigt. Lose verdichtete Wolle wird auch als Füllmaterial zum Beispiel bei den Swisswool Jacken von Ortovox eingesetzt.

Und die robusten Lodenjacken erobern nach der traditionellen Jagdbekleidung nun auch den Outdoormarkt und sind ebenfalls in vielfältiger Form und Ausführung erhältlich. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Loden und gewalkter Wolle und welche Vorteile bietet das Material?

Was ist Loden? Was ist Wollwalk?

Schaf mit Fragezeichen aus WolleGrundsätzlich verbirgt sich hinter beiden Begriffen das gleiche Grundmaterial, das jedoch im Vorfeld anders verarbeitet wurde. Sowohl bei Wollwalk als auch bei Loden wird ein zusammenhängendes Wollmaterial durch Walken verdichtet. Beim Walkstoff ist dieses Material gestrickt, beim Loden gewebt.

Beim Walken wird durch den Einsatz von Hitze, Druck und Feuchtigkeit die Oberfläche, also vorwiegend die feinen abstehenden Härchen und ein Teil des Gewebes darunter, gezielt verfilzt. Dadurch zieht sich der Stoff zusammen und wird dichter, fester und robuster.

Durch die unterschiedlichen Ausgangsformen bekommen Walkstoff und Loden schließlich verschiedene Eigenschaften. Das gestrickte Material des Wollwalks ist elastischer, luftiger und weniger winddicht, der gewebte Grundstoff für Loden ist hingegen steifer, aber auch robuster und schirmt besser gegen Wind ab.

Beide Varianten können in mehreren Stärken hergestellt werden, wobei sich beim Loden darüber hinaus auch noch glatte und weich angeraute Varianten entwickelt haben, die für verschiedene Einsatzzwecke geeignet sind.

Lodenfleece und Tuchloden

Lodenfleece, wie es vor allem von unserem Hersteller Steinkauz (und Waldkauz) eingesetzt wird, ist eine besondere Form von gewalkter Wolle. Das dicke Material ist beidseitig so aufgeraut worden, dass eine fleeceähnliche Oberfläche entsteht. Dadurch fühlen sich die Jacken aus diesem Material sehr viel weicher an als klassischer Walkstoff und sind als wärmender Midlayer oder auch als Außenjacke für die Übergangszeit perfekt geeignet.

Tuchloden ist hingegen meist dünner, dichter und vor allem glatter als Lodenfleece gearbeitet. Dadurch findet sich Tuchloden oder Gebirgsloden eher bei robusten Außenjacken oder auch in Lodenhemden wieder, bei denen das Material eher flexibel und dünn gearbeitet sein sollte.

Es gibt Lodenfleece darüber hinaus aber auch in einseitig angerauter Version, bei der sozusagen die Vorteile von Lodenfleece und Tuchloden kombiniert werden. Die Innenseite ist weich und wärmend, die Außenseite glatt und abriebfest. Aber abgesehen von den funktionellen Unterschieden bei den verschiedenen Verarbeitungsweisen gibt es bei Wollwalk und Loden auch viele Gemeinsamkeiten, die das natürliche Grundmaterial mitbringt.

Was ist das Besondere an Wolle?

Die Wollbekleidung gehört zur ältesten funktionellen Mode überhaupt. Seit tausenden von Jahren verarbeitet der Mensch schon die natürliche Faser zu Jacken, Umhängen, Decken, Hosen und jeder anderen Form von Kleidung. Dass sich das Material bis heute durchgesetzt hat, liegt nicht daran, dass es keine Alternativen gäbe. Es liegt an den funktionellen Eigenschaften, die keine synthetische Faser in dieser Perfektion bisher erreichen konnte.Steinkauz Lodenbekleidung im Einsatz im Gebirge

Wenn man sich mit den Eigenschaften von Wolle, Wollwalk und Loden auseinandersetzt, findet man vor allem folgende Vorteile:

  • Geruchshemmend
  • Wärmend, auch im feuchten Zustand
  • Geräuscharm
  • Nimmt bis zu einem Drittel des Eigengewichts an Feuchtigkeit auf
  • Robust
  • Temperaturregulierend

Die Nachteile sind hingegen überschaubar

  • Schwerer als synthetisch Fasern
  • Reißempfindlich im nassen Zustand

Unsere Hersteller verwenden ausschließlich Mulesing-freie Wolle und pflegen direkte Kontakte zu ihren Zulieferern, sodass der Tierschutz und die soziale Verantwortung bei unseren Wollprodukten nicht unter den Nachteilen auftauchen, sondern vorbildlich umgesetzt werden.

Grundsätzlich sind die ethischen und nachhaltigen Hintergründe der Wollproduktion aber immer ein Thema, bei dem genau hingeschaut werden sollte. Mehr dazu folgt weiter unten im Anschnitt zum Thema Nachhaltigkeit

Dass die Wolle gerade Jägern so beliebt ist, hat zum Teil traditionelle Gründe, vor allem liegt es aber an den eben genannten Vorteilen. Das geräuscharme Material ermöglicht es, sich lautlos durch den Wald zu bewegen, hält außerdem auch bei Nieselregen noch warm und durch die geruchshemmende Wirkung schrecken die Jäger auch dadurch nicht das Wild in der Umgebung ab.

Wolle und Loden kann bis zu einem Drittel des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, sodass zum Beispiel Schweiß von der Haut weggezogen wird und ein angenehm trockenes Klima bleibt. Dadurch ist zum Beispiel die Merinowolle so beliebt bei der Funktionsunterwäsche.

Wieso aber schafft es die Wolle überhaupt, die Bildung von Gerüchen zu verhindern? Und wieso fühlt sie sich selbst im nassen Zustand noch warm an und kühlt nicht aus wie zum Beispiel Baumwolle oder Synthetik? Das Geheimnis liegt im Inneren der Faserstruktur.

Wieso riecht Wolle nicht?

Wolle DetailansichtDie Wollfaser hat einen einzigartigen Aufbau, der für die geruchshemmende und wärmende Wirkung sorgt. Unangenehme Gerüche entstehen in Textilien, wenn bestimmte Bakterien anfangen, den Schweiß zu zersetzen. Die Wolle verhindert diese Geruchsbildung, indem das Protein Keratin in der Faser diese Bakterien abbaut.

Parallel dazu wird der Schweiß zügig von der Haut weggezogen, sodass die hier angesiedelten Bakterien keine Gelegenheit bekommen, ihn zu zersetzen. Gerüche wie Rauch vom Lagerfeuer oder ähnliches können natürlich trotzdem ins Material gelangen. Meist reicht es aber, die Kleidung auslüften zu lassen, um den Geruch loszuwerden.

Das natürlich enthaltene Wollwachs ist außerdem noch dafür verantwortlich, dass Schmutz nicht so tief ins Material eindringen kann, sondern auf der Oberfläche bleibt und einfach abgebürstet werden kann, was wiederum die Bildung von Gerüchen verringert.

Wie Wolle aktiv Wärme produziert und die Temperatur reguliert

Wolle und Loden haben die Eigenart, dass sie bei Kälte zuverlässig wärmen, umgekehrt aber bei Wärme nicht so schnell überhitzen. Wollbekleidung wie Merino T-Shirts können sogar regelrecht einen kühlenden Effekt haben, was ebenfalls in der Struktur der Faser begründet liegt.Schafe blicken in die Kamera

Betrachtet man das gesamte Volumen der Wollfaser, kann hierin bis zu 85 % Luft stecken. Dazu ist zum Beispiel die Merinowolle auch noch fein gekräuselt, sodass auch hierdurch ein Luftpolster entsteht. Besondere Verarbeitungsweisen wie die Frotteeschlaufen beim Ullfrotté Material von Woolpower oder die gewalkte Oberfläche beim Loden vergrößern diesen Effekt noch weiter.

Beim Wollwalk und Loden können durch den Verfilzungs- und Verdichtungsprozess feine Lufteinschlüsse gebildet werden. All diese mit Luft gefüllten Räume dienen als isolierende Schicht, die im kalten Klima die Körperwärme zurückhält und im warmen Klima wiederum gegen Hitze isolieren.

Darüber hinaus hat die Wolle noch zwei weitere Methoden, um dich zu wärmen. Wir frieren zum Beispiel durch die Verdunstungskälte, die entsteht, wenn wir Schwitzen und der Schweiß verdunstet. Da die Wolle den Schweiß schnell von der Haut wegzieht, entsteht dieser Mechanismus gar nicht erst.

Die zweite Methode ist die so genannte Absorptionswärme, bei der die Wolle sogar aktiv selbst Wärme produziert. Wenn Feuchtigkeit in Form von Wassermolekülen in die Faser eindringt, prallen diese im Inneren der Faser mit anderen Molekülen. Dieser Prozess geschieht in einer so hohen Geschwindigkeit, dass dabei Wärmeenergie freigesetzt wird und das Material dich aktiv wärmt.

Erst wenn die Wolle so viel Wasser aufgenommen hat, dass sie sozusagen gesättigt ist, stoppt dieser Effekt. Bei all diesen Vorteilen fragt man sich, wozu überhaupt Mischgewebe mit Wolle und zusätzliche Kunstfaser gefertigt werden.

Warum gibt es überhaupt Wollmischgewebe mit Kunstfaser

Wolle ist im nassen Zustand etwas anfälliger gegenüber Löchern oder Rissen, weshalb sie auch nach der Wäsche im besten Fall liegend und nicht hängend getrocknet werden sollte. Auch kann es durch die hohe Speicherkapazität der Fasern etwas dauern, bis die Feuchtigkeit komplett abgetrocknet ist.

Aus diesem Grund macht es durchaus Sinn, der Wolle je nach Einsatzzweck ein wenig Kunstfaser wie Polyamid oder Polyester mit auf den Weg zu geben, um die etwas leichter, schnelltrocknender und robuster zu machen. Gerade bei Socken ist der Verschleiß sonst relativ hoch.

Zu guter Letzt spielt auch das Thema Nachhaltigkeit und Natürlichkeit bei Loden und Wollwalk eine wichtige Rolle.

Wie nachhaltig produzieren unsere Hersteller ihre Lodenbekleidung?

Ein ökologischer Fußabdruck Die Herstellung und Bearbeitung von Wolle hat in Europa, aber auch gerade hierzulande eine lange Tradition, weshalb es glücklicherweise einige Betriebe gibt, die ihre Kleidung vollstufig in Deutschland produzieren wie zum Beispiel Mufflon. Darüber hinaus produzieren viele Betriebe in Skandinavien oder Osteuropa und halten dadurch im Vergleich zu Kleidung aus Fernost die Transportwege kurz.

Durch die Produktion im Europa werden auch bei den Arbeitsbedingungen sowie bei der Qualitätskontrolle der Produkte höhere Maßstäbe und Standards eingehalten. Und damit auch das Tierwohl nicht in den Hintergrund gerät, beziehen unsere Hersteller die Wolle nur von Lieferanten, die nachweislich kein Mulesing an ihren Schafen durchführen.

Reine Wolle lässt sich darüber hinaus sehr gut recyceln und ist biologisch abbaubar. Wolle von zuverlässigen Herstellern, die das Tierwohl, die Arbeitsbedingungen und den ökologischen Fußabdruck bei Transport und Fertigung in Grenzen halten, ist daher eine nachhaltige Alternative zu synthetischen Materialien.

Zur Nachhaltigkeit gehört auch eine lange Lebensdauer, weshalb wir uns zu guter Letzt noch die richtige Pflege von Lodenbekleidung und Wollbekleidung anschauen.

Wie wasche ich Lodenjacken und Wollbekleidung?

Bekleidung aus Wolle hat zu Unrecht den Ruf, empfindlich oder umständlich in der Pflege zu sein. Tatsächlich ist das MateWollwaschmittel von Woolpower und Fibertecrial durch seine einzigartigen Fasereigenschaften eines der pflegeleichtesten überhaupt.

Das liegt vor allem daran, dass Wolle und Loden in erster Linie nur selten gewaschen werden müssen. Die antibakteriellen Eigenschaften sorgen dafür, dass abendliches Auslüften der Wollkleidung in den meisten Fällen ausreicht, um sie bedenkenlos am nächsten Tag wieder tragen zu können.

Das natürlich enthaltene Wollwachs namens Lanolin ummantelt jede Faser und dient als natürliche Imprägnierung gegen Schmutz. Selbst wenn also ein Fleck auf die Lodenjacke gelangt, kann dieser nicht gleich tief in das Material eindringen. Daher reicht auch hier oft ein oberflächliches Abwaschen mit einem Lappen oder Abbürsten.

Darüber sind in den Wollfasern verschiedene Sorten an Zellen vorhanden, die bei Kontakt mit Nässe anschwellen, jedoch in unterschiedlicher Stärke und Geschwindigkeit. Die dadurch entstehende Reibung verschafft der Wolle eine Art Selbstreinigungseffekt.

Wenn schließlich doch einmal eine Wäsche notwendig wird, bieten viele Waschmaschinen schon passende Schonprogramme oder Wollwaschprogramme, die eine angepasste Schleuderzahl und Temperatur haben. Zusammen mit einem geeigneten Wollwaschmittel, das idealerweise die Lanolinschicht erneuert, bekommt die Woll- oder Lodenbekleidung die perfekte Pflege.

Fazit Loden und Wollbekleidung

Wolle bringt also von Natur aus schon viele funktionelle Vorteile mit sich, die durch das Walken zum Teil noch verstärkt werden können. Jacken aus Wollwalk und Loden bieten durch das verdichtete Material einen verbesserten Windschutz, zuverlässige Wärme und halten auch noch ein wenig den Regen ab.

Loden ist durch das vorherige Weben des Materials dabei etwas dichter und steifer, klassischer Wollwalk hingegen etwas dehnbarer und luftiger. In jedem Fall aber wird dir die Bekleidung aus der Naturfaser zuverlässig Wärme spenden, ohne zu schnell zu überhitzen, dabei die Bildung von Gerüchen verhindern und im Falle der Jacken von unseren Herstellern auch noch äußerst schick aussehen.

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