Daune vs. Kunstfaser - was ist besser?
Für jeden Temperaturbereich und jede Outdoor Aktivität gibt es sowohl Daunenschlafsäcke als auch Kunstfaserschlafsäcke in großer Auswahl. Dabei hat jedes Füllmaterial seine eigenen Vor- und Nachteile, die wir hier für dich zusammengefasst haben.
Wenn du dich zwischen Daunenschlafsäcken und Kunstfaserschlafsäcken entscheiden möchtest, spielen vor allem die folgenden fünf Aspekte eine Rolle:
- Gewicht
- Packmaß
- Preis
- Empfindlichkeit gegen Nässe
- Pflege
Die Temperatur können wir außen vor lassen, da es beide Schlafsacktypen vom Sommer- bis zum Wintereinsatz in verschiedenen Abstufungen gibt. Auch gehen wir hier nicht weiter auf die unterschiedlichen Schlafsackformen ein. In unserer allgemeinen Schlafsack Kategorie findest du ausführliche Infos zu mumienförmigen, rechteckigen und ovalen Schlafsackformen und zu den verschiedenen Temperaturbereichen.
Wie bei allen Materialien gibt es auch im Bereich Daune und Kunstfaser sowie bei den Außen- und Innenmaterialien hochwertige oder preisgünstigere Varianten. Daher vergleichen wir nur die allgemeinen Vor- und Nachteile von Daunen und Kunstfasern, auch wenn natürlich ein sehr hochwertiger Kunstfaserschlafsack einen günstigen Daunenschlafsack in manchen Punkten ausstechen kann und umgekehrt.
Gewicht & Packmaß
Auch wenn die Entwicklung neuer Materialien und Verarbeitungstechnologien die Kunstfasern deutlich leichter und kleiner komprimierbar gemacht hat, liegen die Daunen in diesem Bereich weiterhin vorne. Je höher die Bauschkraft der Daune, desto weniger Füllmaterial wird benötigt, um das gleiche wärmende Luftpolster zu erschaffen.
Daunen sind im Unterschied zu Federn nicht mit einem festen Federkiel ausgestattet, sondern bestehen nur aus den feinen Federästen. Viele Daunen hängen in so genannten Clustern zusammen und bilden eine voluminöse, isolierende Schicht, die je nach Qualität auch nach dem Komprimieren fast vollständig wieder ihr ursprüngliches Volumen erreichen.
Bei den Kunstfasern haben die Hersteller mit spiralförmigen Fasern, Hohlfasern und daunenähnlichen Clusterstrukturen versucht, an das geringe Gewicht und kleine Packmaß heranzukommen und sind zumindest recht nah herangerückt.
Grundsätzlich gilt jedoch nach wie vor: Bei einem Daunenschlafsack und einem Kunstfaserschlafsack für den gleichen Temperaturbereich bringt die Daune in der Regel weniger Gewicht auf die Waage und lässt sich etwas kleiner komprimieren.
Preis
Daunenschlafsäcke sind meist etwas höher im Preis angesiedelt als Kunstfaserschlafsäcke. Gerade Modelle mit einer hochwertigen Füllung von 650 cuin Bauschkraft und höher erfordern, dass die Quelle der Daunen – Enten oder Gänse – entsprechend gut gehalten werden, um überhaupt eine so hohe Daunenqualität zu produzieren.
Besonders sticht hierbei Western Mountaineering hervor, deren Daunen nicht über Rupf gewonnen, sondern von den Nistplätzen eingesammelt werden, während die Gänse Auslauf in ihrem Freigehege haben. Dies zusammen mit einer Haltung mit wenig Stressfaktoren, zum Beispiel die Haltung in naturbelassener Umgebung mit wenig Kontakt zu Menschen, bringt in diesem Fall Daunen mit 850 cuin und mehr hervor.
Wie man sich vorstellen kann, hat eine solche Haltung jedoch auch höhere Kosten und sorgt dafür, dass auch der Preis der Daunenschlafsäcke entsprechend höher ausfällt als beim Kunstfaserschlafsack, dessen Füllung schlichtweg industriell gefertigt wird.
Bei Kunstfasern gibt es dennoch auch qualitative Unterschiede. Günstige Modelle nehmen einfach kompakte Kunstfasern, hochwertigere Schlafsäcke arbeiten mit Hohlfasern, Spiralfasern und Silikonbeschichtungen, damit die Füllung nicht zu schnell an Bauschkraft und Wärmeleistung verliert.
Wer nach Modellen im unteren Preissegment schaut, wird dennoch überwiegend bei den Kunstfaserschlafsäcken die günstigsten Angebote finden. Aber auch hier relativiert die Qualität den Preis. Es gibt sowohl den Daunenschlafsack als auch den synthetisch gefüllten Schlafsack in günstiger bis hochpreisiger Ausführung.
Und zusätzlich muss auch einberechnet werden, dass hochwertige Daunen bei korrekter Lagerung eine meist höhere Lebensdauer besitzen als Kunstfaserschlafsäcke und bei Bedarf von entsprechenden Service Stellen sogar nachgefüllt werden können.
Empfindlichkeit bei Nässe
Wenn die Füllung des Schlafsacks durch Regen, Schweiß oder Kondenswasser mit Feuchtigkeit in Kontakt kommt, ist die Daune – zumindest im unbehandelten Zustand – im Nachteil. Synthetische Fasern verklumpen nicht beim Kontakt mit Feuchtigkeit und können so länger ihre Wärmeleistung aufrechterhalten.
Bei unbehandelten Daunen kann die Füllung hingegen schnell in sich zusammenfallen, sodass das wärmende Polster zusehends verschwindet. Und auch im Anschluss braucht die Daune länger, um wieder zu trocknen und muss regelmäßig aufgeschüttelt werden, um wieder ihre ursprüngliche Bauschkraft wiederzuerlangen.
Kunstfasern lassen die Feuchtigkeit schneller wieder nach außen und trocknen entsprechend auch schneller. In der Regel sind die Kunstfasern im Unterschied zur Daune nicht lose eingefüllt, sondern als zusammenhängende Vliese eingenäht. Dadurch muss die Füllung auch nach dem Trocknen im Unterschied zur Daune nicht erst wieder in Form geschüttelt werden.
Um der Empfindlichkeit gegenüber Nässe ein wenig vorzubeugen, gibt es inzwischen Daunenschlafsäcke mit imprägnierten Daunen, zum Beispiel der häufig verwendeten Nikwax Hydrophobic Down (auch NHD abgekürzt).
Durch die Behandlung der Daune bleibt sie länger wasserabweisend und fällt dadurch nicht so schnell in sich zusammen, was gerade bei Touren im Winter ein extrem wichtiger Faktor ist - schließlich hat eine zuverlässige Wärmeleistung bei nächtlichen Temperaturen von -20°C eine deutlich höhere Relevanz als bei Sommernächten mit +15°C. Die Imprägnierung der Daune kann auch mit Einwaschimprägnierungen nachgerüstet werden, ist allerdings recht aufwändig und weniger empfehlenswert, als gleich ein Modell mit behandelter Daune zu wählen.
Daunenschlafsack waschen vs. Kunstfaser
Bei beiden Schlafsacktypen ist zunächst wichtig, eine ausreichend große Waschmaschine zu besitzen, die ein Fassungsvermögen von 7-8 kg oder besser noch mehr besitzt, da andernfalls die Füllung während der Wäsche zu stark komprimiert wird. Alternativ ist auch die Handwäsche in der Badewanne möglich, bedeutend einfach ist es jedoch, den Schlafsack zu entsprechenden Dienstleistern einzuschicken, die die Wäsche (und ggf. auch das Nachfüllen bei Daunen) übernehmen.
Für Daunenschlafsäcke ist ein Daunenwaschmittel erforderlich, das für eine schonende Reinigung sorgt, ohne die Füllung zu schädigen. Auch solltest du nur kaltes oder maximal 30°C warmes Wasser verwenden. Schleudern solltest du sowohl Daunen- als auch Kunstfaserschlafsäcke nur bei maximal 400 Umdrehungen oder ganz darauf verzichten.
Bei der Handwäsche solltest du bei Daunenschlafsäcken vorsichtig vorgehen, den Schlafsack untertauchen und nur sanft zusammendrücken, da die feinen Kammerwände, in denen die Daunen stecken, ansonsten reißen könnten. Anschließend solltest du den Schlafsack sorgfältig ausspülen, bis wirklich alle Seifenreste entfernt wurden.
Du findest hierzu auch noch einen gesonderten Blogartikel dazu, wie Daunenschlafsäcke, Kunstfaserschlafsäcke und anderes Equipment gewaschen werden.
Nachhaltigkeit
Beide Füllungen haben jeweils eigene Vor- und Nachteile, was die Nachhaltigkeit in der Produktion betrifft. Wenn wir sowohl bei Daune als auch bei Kunstfasern nicht von einer recycelten Variante ausgehen, müssen für die Füllungen die Rohstoffe erst einmal gewonnen werden.
So sehr die meisten Hersteller inzwischen auf zertifizierte Daunenlieferanten setzen, die keinen Lebendrupf oder ähnlich qualvolle Praktiken vollziehen, müssen die Daunen dennoch von den Gänsen oder Enten gewonnen werden. Dafür werden entweder die Daunen von Schlachttieren verwendet oder es werden eigene Tiere gezüchtet oder gemästet, die mehrfach gerupft oder gerauft werden.
Es gibt darüber hinaus auch besondere Fälle wie bei den Eiderdaunen oder bei den Betrieben, wie Western Mountaineering für seine Schlafsäcke heranzieht, bei denen die Daunen nach der Mauser der Gänse oder Enten eingesammelt werden. Letztere bieten zwar eine besonders schonende Haltungsform mit weitläufigem Gelände und wenig Menschnkontakt für die Tiere, dennoch steht jedoch auch hier ein Zuchtbetrieb im Zentrum - so oder so, die Gänse und Enten geben ihre Daunen nicht einfach so freiwillig her.
Bei der Kunstfaser ist im Hinblick der Nachhaltigkeit von Nachteil, dass die synthetischen Fasern aus erdölbasierten Rohstoffen bestehen, also keine nachwachsenden Rohstoffe nutzen und je nach Zusammensetzung der Fasern auch das Recycling erschweren.
Darüber hinaus werden die Kunstfasern als zusammenhängende Vliese in die Schlafsäcke eingenäht und nicht lose wie Daunen eingefüllt, weshalb sich Daunenschlafsäcke in Fachbetrieben nachfüllen und damit längere Zeit nutzen lassen.
Egal, für welche Füllung du dich entscheidest, die Varianten mit recycelten Materialien sind in Sachen Nachhaltigkeit immer von Vorteil, da sie bereits bestehende Rohstoffe nutzen und damit gleichzeitig Müll vermeiden und Ressourcen schonen.
Fazit: Wann ist ein Daunenschlafsack oder Kunstfaserschlafsack besser geeignet?
Der Daunenschlafsack ist dann von Vorteil, wenn:
- Gewicht & Packmaß so gering wie möglich sein sollen
- das Klima deiner Reiseziele eher trocken und regenarm ist
- der niedrigste Preis nicht so entscheidend ist
Ein Kunstfaserschlafsack ist die ideale Wahl, wenn:
- deine Tour durch regenreiche Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit führt
- Preiswerte Modelle und/oder pflegeleichte Eigenschaften für dich wichtig sind
- das geringste Gewicht und Packmaß weniger entscheidend sind
Wenn du, wie in unserem Bonner Showroom, die Möglichkeit hast, die verschiedenen Schlafsäcke auszuprobieren, solltest du sie auf jeden Fall wahrnehmen. Auch wenn du dich für einen Daunen- oder Kunstfaserschlafsack entschieden hast, muss natürlich auch noch die Passform und Länge stimmig sein.
Und zu guter Letzt nützt selbst der beste Schlafsack nichts, wenn er nicht in Verbindung mit einer passenden Isomatte verwendet wird, die dich zum Boden hin vor Kälte schützt.
