Was ist der Unterschied zwischen Tyvek, Polycro und anderen Footprints?
Wer mit dem Zelt oder Tarp unterwegs ist, stolpert früher oder später über den Begriff Footprint oder Groundsheet. Gemeint ist eine zusätzliche Bodenplane, die als Schutz vor Nässe, Schmutz und dem rauen Untergrund eingesetzt wird.
Diese Zeltunterlagen gibt es in verschiedenen Größen, aus verschiedenen Materialien und dadurch auch in verschiedenen Gewichtsklassen. Ein ultraleichtes Footprint besteht dabei meist aus Tyvek, Polycro oder DCF, klassische Footprints hingegen aus Nylon oder Polyester mit wasserdichter Beschichtung.
Welches Groundsheet für deinen Einsatzzweck geeignet ist und worauf du bei der Wahl achten solltest, haben wir hier im Vergleich gegenübergestellt.
Wofür brauche ich ein Footprint?
Die wichtigste Frage vorab lautet, wofür die Unterlage in erster Linie eingesetzt wird, damit geklärt wird, welche Hauptaufgabe sie erfüllen soll. Footprints bzw. Groundsheets werden vor allem in zwei verschiedenen Situationen benötigt.
Entweder werden sie unter einem Zelt als zusätzlicher Schutz eingesetzt, um Verschleiß am Zeltboden zu verringern und Schmutz fernzuhalten. Zwischen dir und der Unterlage befindet sich also noch der Innenzeltboden.
Der zweite Einsatzzweck ist unter einem Tarp, das kein Innenzelt und damit keinen Schutz gegen Bodennässe und Schmutz besitzt. In diesem Fall liegst du mit deiner Isomatte und deinem Equipment direkt auf dem Footprint.
Je nach Einsatzzweck werden daher verschiedene Eigenschaften von einem Footprint gefordert.
Beim Einsatz unterm Tarp empfiehlt sich eine wasserdichte Unterlage, damit deine Isomatte und dein Equipment nicht von Bodennässe beeinträchtigt werden. Ein gewisses Maß an Durchstichfestigkeit und Strapazierfähigkeit ist natürlich auch sinnvoll, damit die Unterlage nicht schon nach wenigen Nächten auf rauem Untergrund verschlissen wird.
Beim Einsatz unterm Zelt spielt die vollständige Wasserdichtigkeit eine nicht ganz so wichtige Rolle, da diese Aufgabe bereits vom Boden deines Innenzeltes erledigt wird. Hier geht es vor allem um den Schutz vor Verschleiß, sodass die Stabilität im Vordergrund steht.
Häufig bieten Footprints für bestimmte Zeltmodelle zusätzlich die Option, dass sie über Ösen an den Ecken direkt am Gestänge befestigt werden, wenn du zum Beispiel nur dein Außenzelt aufbauen möchtest, um das Gewicht des Innenzeltes zu sparen.
Da wir nun wissen, welche Anforderungen der jeweilige Einsatzzweck an das Groundsheet stellt, schauen wir uns nun an, welches Material welche der gewünschten Eigenschaften besitzt.
Was ist Tyvek®?
Tyvek ist ein Vliesmaterial der Firma DuPont und in unterschiedlicher Ausführung erhältlich. Es gibt vor allem zwei beliebte Bauarten von Tyvek: Softstructure und Hardstructure. Das weichere Softstructure Tyvek findet man vor allem in Bekleidung (Maleranzügen, Schutzausrüstung) wo es mit seinen atmungsaktiven und wasserabweisenden Eigenschaften punktet.
Für Footprints oder Taschen wird hingegen häufiger Hardstructure Tyvek verwendet, das eine höhere Stabilität und eine papierähnliche Haptik aufweist. Bei uns sind beide Varianten vertreten. Die Hardstructure Version verwendet zum Beispiel Liteway, die Softstructure Variante ist bei Taonka zu finden.
Ist Tyvek wasserdicht? Die meisten Tyvek Unterlagen sind zwar stark wasserabweisend, aber nicht dauerhaft wasserdicht. Die Wassersäule liegt je nach verwendetem Tyvek etwa zwischen 700 mm und 1400 mm. Wenn das Wasser nicht nur lose Kontakt mit der Oberfläche hat, sondern auch noch Druck hinzukommt (zum Beispiel durch Knien auf dem Footprint), kann sich das Wasser durchdrücken.
Insgesamt punktet Tyvek mit seiner einfachen Handhabung, seiner hohen Reißfestigkeit und Durchstichfestigkeit und der vielseitigen Nutzung. Wenn dir das Tyvek Hardstructure Material übrigens zu raschelig ist, kannst du es durch ein, zwei Wäschen in der Maschine weicher und "leiser" machen.
Was ist Polycro?
Das Material Polycro oder auch Polycryo bezeichnet im Outdoor Kontext eine dünne, leichte Folie, die aus Polyolefin besteht. Polyolefin ist ein Sammelbegriff für verschiedene Kunststoffsorten wie Polyethylen oder Polypropylen, die (zum Beispiel in diesen Folien) in mehreren Schichten miteinander kombiniert und vernetzt werden können.
Die dünnen, leichten Footprints aus Polycro sind wasserdicht, absolute Spitzenreiter im Bereich geringes Eigengewicht, müssen allerdings dafür Abstriche in der Stabilität und Langlebigkeit machen.
Auch ist das Handling etwas umständlicher und es ist beim Aufbau empfehlenswert, die Ecken mit Steinen oder mit deinem Equipment zu beschweren, weil schon leichter Wind ausreicht, um die Folie zum Weglaufen zu bewegen.
Was ist DCF?
Das Kürzel DCF steht für Dyneema® Composite Fabric und war vor einigen Jahren noch unter dem Namen Cuben Fiber bekannt. Das Material stammt eigentlich – wie viele ultraleichte Materialien – aus dem Segelbereich. Dort konnten durch das innovative Material plötzlich Segel, die vorher von 12 Personen zum Boot getragen werden mussten, nun von nur 4 Personen getragen werden, ohne dass die Stabilität darunter gelitten hatte.
Die vielen Vorteile des leichten und extrem stabilen Laminats wurden schließlich auch von der Outdoor und Trekking Welt entdeckt und für die eigenen Belange zweckentfremdet. Neben Tarps und Rucksäcken gibt es daher inzwischen auch Footprints aus DCF.
Das DCF Material ist inzwischen in verschiedenen Ausführungen erhältlich, besteht aber grundsätzlich immer aus einem Laminat, bei dem zwei Trägermaterialien (z. B. Polyesterfolie) und dazwischen verstärkende Fasern zusammengebracht werden. Durch diese Bauart ist DCF automatisch wasserdicht.
Das abriebfeste DCF ist allerdings auch recht hochpreisig, sodass Footprints aus diesem Material entsprechend teurer sind als die Modelle aus den alternativen Materialien.
Woraus bestehen klassische Footprints?
Die Footprints, die Zelthersteller für ihre Zeltmodelle konzipieren, bestehen in der Regel aus dem gleichen Material wie die Böden der Innenzelte, sprich aus Polyester oder Nylon mit PU-Beschichtung oder Silikonisierung.
Die Form solcher Footprints ist auf die Fläche des Innenzeltes – manchmal auch mit der Apsis dazu – zugeschnitten und oftmals etwas kleiner, damit das Footprint nicht unter dem Zelt herausragt und den Regen "einsammelt". Viele Modelle haben Ösen an den Ecken, damit sie an den Gestänge-Enden eingehängt werden können oder Schlaufen, um das Groundsheet rutschfest an den Heringen zu fixieren.
Das Nylon- oder Polyestermaterial ist im Unterschied zu Tyvek, Polycro oder DCF kein Laminat, sondern ein Gewebe; besteht also aus einem Garn. Um das Material gegen Nässe abzudichten, ist eine Beschichtung unerlässlich.
Bei besonders hochwertigen Modellen wie den dreifach beschichteten Footprints von Hilleberg ist auch eine sehr hohe Durchstichfestigkeit und lange Lebensdauer gesichert.
Allgemein sind die herstellereigenen Groundsheets vergleichsweise schwer und liegen preislich höher als Modelle aus Tyvek oder Polycryo. Dafür sind sie besonders langlebig, sitzen optimal unterm Zelt und können je nach Zeltmodell zusätzlich für die Aufbauoption ohne Innenzelt genutzt werden.
Welches Footprint ist besser geeignet?
Welches Footprint für dich am besten geeignet ist, hängt also davon ab, welchen Einsatzzweck es erfüllen soll und welchen Kompromiss zwischen Eigengewicht, Packmaß, Wasserdichtigkeit und Stabilität du in Kauf nehmen willst.
Tyvek ist im Vergleich zu Polycro und den beschichteten Nylon- und Polyestermodellen nicht ganz wasserdicht, aber dafür besonders abriebfest, vielseitig nutzbar und in Sachen Eigengewicht auch für ultraleichte Touren ideal geeignet.
Polycro ist das Footprint der Wahl, wenn das geringste Eigengewicht im Fokus steht und dafür Abstriche bei der Stabilität und beim einfachen Handling gemacht werden können.
Die Erfahrungswerte mit Polycro, was die Lebensdauer betrifft, gehen allerdings auseinander. Die einen berichten davon, dass die ultraleichte Folie schnell verschleißt, die anderen berichten von einer langen Lebensdauer über viele verschiedene Touren hinweg.
Wie bei jeder ultraleichten Ausrüstung empfiehlt sich ein sorgsamer Umgang mit dem Material, in diesem Fall also eine genauere Begutachtung des Untergrunds und sofern möglich die Beseitigung von Steinen, Stöcken oder spitzen Gräsern oder Nadeln. Das ist allerdings immer eine sinnvolle Maßnahme, um den Zeltboden und das Groundsheet nicht unnötig zu strapazieren.
Besonders stabil, absolut wasserdicht und langlebig, allerdings auch etwas schwerer sind die Footprints, die die Hersteller speziell für ihre Zeltmodelle fertigen. Hier liegt der Vorteil auch an der sicheren, einfachen Befestigung durch die integrierten Ösen oder Schlaufen.
Fazit Footprint Materialien
Alles in allem ist ein Footprint als Schutz für deinen Zeltboden immer eine sinnvolle Sache, um nach deiner Tour nicht das gesamte Zelt reinigen zu müssen und um möglichst lange Freude am Zelt zu haben. Unterm Tarp ist ein Groundsheet als wasserdichter Boden empfehlenswert, damit du und deine Ausrüstung nicht im taunassen Gras liegen müssen.
Die meisten werden die Entscheidung für das eine oder das andere Footprint nach den Kriterien Gewicht, Stabilität, Wasserdichtigkeit und Preis fällen. Hier findest du zu guter Letzt noch einmal die Vor- und Nachteile im Überblick.
Wir haben dabei ähnliche Abmessungen der Footprints für die Vergleiche gewählt. Die hier verglichenen Modelle sind für 2-Personen Zelte oder entsprechende Tarps zugeschnitten.