Kondenswasser im Zelt

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Was hilft gegen Kondensbildung?

Die Bildung von Kondensfeuchtigkeit auf der Innenseite des Zeltes ist immer ärgerlich. Vor allem bei kleineren, niedrigen Zeltmodellen macht es wenig Freude, am Morgen mit dem Rücken am nassen Material entlang zu streifen oder die vollgetropfte Ausrüstung zu entdecken.

Die schlechte Nachricht vorneweg: Das Zelt, in dem sich nie Kondenswasser bildet, ist ebenso ein Mythos wie die Regenjacke, in der man nicht schwitzt. In beiden Fällen (Kondensbildung oder Schwitzen) handelt es sich um natürlich auftretende Phänomene, die kein Material abschalten, sondern nur in einem gewissen Rahmen regulieren kann.

Auch Zelte in der vierstelligen Preisklasse wie ein hochkarätiges Hilleberg Black Label Modell oder ein ultra-ultra-ultraleichtes DCF Carbon Hightech-Zelt von Big Agnes schaffen es nicht, die Naturgesetze außer Kraft zu setzen, egal wie hochwertig die Materialien auch sein mögen. Kondens SchriftzugZwar haben die Konstruktion und die Materialauswahl der Zelte durchaus einen Einfluss auf die Menge der auftretenden Feuchtigkeit, aber ganz vermeiden lässt sich das Phänomen je nach Klima schlichtweg nicht. Die gute Nachricht: Es gibt ein paar Tipps, mit denen du zumindest ein wenig gegensteuern kannst. 

Ob sich im Zelt Kondensfeuchtigkeit auf der Innenseite bildet, ist also eine Frage der äußeren Umstände und weniger eine der Zeltqualität. Wie stark das Zelt betroffen ist, hängt vor allem von der Luftfeuchtigkeit, von der Temperatur und von der Möglichkeit zur Luftzirkulation ab. Wir fassen einmal zusammen, welche Umstände für mehr oder weniger Kondens sorgen und was du selbst unternehmen kannst.

Warum entsteht Kondenswasser?

Kondensation bedeutet, dass sich ein gasförmiger Stoff wieder in einen flüssigen Aggregatszustand wandelt. Dieser Effekt lässt sich vor allem dann beobachten, wenn warme, feuchte Luft auf eine kalte Oberfläche trifft. Ein tausendfach gehörtes Beispiel hierfür ist die warme Sommerluft, die z. B. an der Glasoberfläche eines kühlen Getränks kondensiert. Im Herbst und Winter sehen wir das Phänomen an beschlagenen Autoscheiben, deren kalte Oberfläche ebenfalls unsere Atemluft in feinste Wassertröpfen kondensieren lässt.

In diesem Fall schlägt sich der Wasserdampf schließlich auf der kühlen Innenseite des Zeltmaterials nieder – anfangs in winzigen Wassertropfen, die sich nach und nach verbinden und als große Tropfen auf uns und unsere Ausrüstung niederregnen können. In der Regel sind die Außenzeltmaterialien absolut wasserdicht und nicht dampf- oder luftdurchlässig, sodass die Wasserdampftröpfchen nicht durch das Material nach außen gelangen.

Lightwave Sigma EinwandzeltEinzige Ausnahme bei uns im Shop ist das Sigma Einwandzelt vom Hersteller Lightwave. Das einwandige Modell hat eine besondere Beschichtung erhalten, um den Wasserdampf durch das Material hindurch nach außen zu leiten – sinnvoll bei einem Modell ohne separates Innenzelt, da das Kondenswasser hier immer unmittelbar im Innenraum ist und es keine Barriere mehr dazwischen gibt.

Im Zeltinneren entsteht die feuchte Luft dabei aus verschiedenen Ursachen. Zum einen haben wir Menschen die unpraktische Angewohnheit, beim Atmen viel Feuchtigkeit freizusetzen. Darüber hinaus tragen auch Schweiß, feuchte Kleidung oder Ausrüstung, ein feuchter Wiesen- oder Waldboden und einfach der Feuchtigkeitsgehalt der Umgebungsluft ihren Teil bei.

Die Erwärmung der Luft geschieht entweder durch die Außentemperatur oder schlichtweg dadurch, dass wir und unsere Körperwärme uns im Zelt aufhalten und dabei nicht immer in einem perfekt isolierenden Schlafsack liegen. Sobald nun das Material des Außenzeltes abkühlt, wird die aufgewärmte, feuchte Luft im Inneren kondensieren.

Womit kann Kondensbildung verringert werden?

Um diesen Effekt zu vermeiden gibt es nun einige Strategien, die jeweils an einem unterschiedlichen Punkt der Kondensation ansetzen. Es gilt, die oben genannten Faktoren soweit es geht zu vermeiden, also die auftretende Feuchtigkeit zu reduzieren, die Luft bestmöglich mit trockener Frischluft auszutauschen oder zumindest dafür zu sorgen, dass das Kondenswasser die Zeltinsassen und ihre Ausrüstung nicht zu sehr in Mitleidenschaft zieht.

Feuchtigkeitsbildung reduzieren

Wie oben erwähnt gibt es verschiedene Ursachen für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Zelt. Das Atmen sollten wir besser nicht einschränken und auch die Luftfeuchtigkeit der Umgebung können wir nicht beeinflussen. Daher können wir zur Reduzierung der Feuchtigkeit nur Einfluss auf den feuchten Untergrund oder die nass gewordene Kleidung und Ausrüstung nehmen.Ungünstiger Zeltplatz mit hoher Luftfeuchtigkeit

Den Untergrund können wir zumindest mit einer Barriere in Form eines Footprints abdecken, sodass der Erdboden, die Wiese oder das Laub ihre Feuchtigkeit nicht mehr ins Zeltinnere schicken können. Idealerweise deckt ein Footprint dabei auch die Apsis ab, da hier kein Zeltboden den natürlichen Untergrund bedeckt.

Feuchte Kleidung können wir außerhalb des Zeltes trocknen oder sie über Nacht in wasserdichten Packsäcken verstauen. Letzteres macht aber natürlich eher dann Sinn, wenn dafür dann am nächsten Tag eine Gelegenheit zum Trocknen bleibt oder eine ausreichende Reserve an trockener Wechselkleidung im Gepäck ist.

Ein weiterer Punkt kann auch die Wahl des Zeltplatzes sein. Zwar ist es bei Trekkingtouren fernab der Zivilisation durchaus praktisch, eine natürliche Trinkwasserquelle in der Nähe zu haben, aber Seen, Flüsse und moorige Landschaften bringen leider auch eine erhöhte Luftfeuchtigkeit in der Umgebung mit.

Für Frischluftzufuhr sorgen

Grafik Luftzirkulation durch ZeltlüfterEine stetige Belüftung im Zeltinneren ist eine der besten Methoden, um gegen Kondensbildung vorzugehen, solange die Außenluft weniger feucht ist. Ideal sind Zelte, bei denen gegenüberliegende Lüfter vorhanden sind, sodass die aufsteigende warme Luft permanent nach außen abtransportiert werden kann.

Gerade bei Tunnelzelten mit einseitiger Apsis sollte immer der Eingangsbereich zum Wind hin ausgerichtet werden, da an dieser Stelle ein größerer Abstand zwischen Außenzelt und Innenzelt vorhanden ist. So kann der Wind direkt durch die Belüftungsöffnungen (sofern vorhanden) hineingelangen und gleichzeitig wird bei stärkeren Böen das Außenzelt nicht aufs Innenzeltmaterial gedrückt, sodass auch mögliches Kondenswasser nicht so schnell den Innenraum erreicht. Abgesehen davon ist es grundsätzlich immer sinnvoll, die kürzere Seite und damit die geringere Angriffsfläche in den Wind zu stellen.

Andere Lösungen für eine gute Belüftung sind zum Beispiel Außenzelte, die nicht ganz bis zum Boden reichen, sondern ein Stück weiter oben enden, sodass von unten Luft nach innen gelangen kann. Diese Modelle sind jedoch eher für den sommerlichen Einsatz gedacht, da herbstliche Stürme und Schneeverwehungen an dieser Stelle sonst gleich ein Eintrittsportal geboten bekommen.

Durch eine permanente Luftzufuhr wird außerdem gleichzeitig auch die Temperatur im Inneren etwas gesenkt, was die meisten Outdoorer intuitiv erst einmal als Nachteil sehen würden – zumindest an den kühleren Tagen des Jahres. Dabei sollte gerade in den kühleren Jahreszeiten nicht das Zelt selbst, sondern deine Bekleidung und ein gut isolierender Schlafsack für die Wärme sorgen. Das Zelt bietet zwar allein durch den Schutz vor Wind auch einen gewissen Kälteschutz, jedoch kann und soll es selbst nicht viel Wärme im Inneren halten. Andernfalls müsste es schließlich selbst über eine Isolation verfügen.

All das Lüften ist zu guter Letzt aber nur dann wirkungsvoll, wenn außen keine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Andernfalls kann selbst unter einem Tarp Kondenswasser auftreten, obwohl hier eine mangelnde Belüftung wirklich kein Problem darstellt.

Den Schaden begrenzen

Kreative Lösung zum Schutz vor Kondenswasser mit RegenschirmWenn Kondenswasser aufgetaucht ist, solltest du natürlich möglichst wenig davon abbekommen. Damit das Innenzelt trocken bleibt, bieten Hersteller wie Hilleberg zum Beispiel imprägnierte Materialien an, die heruntertropfendes Kondenswasser abperlen lassen. Auch ein ausreichender Abstand zwischen Innen- und Außenzelt spielt eine Rolle. Sofern dein Zeltmodell es zulässt, solltest du das Innenzelt bei auftretender Nässe separat einpacken, damit es nicht im Packsack durchnässt wird.

Mit einem leichten Mikrofaserhandtuch kannst du außerdem das Außenzelt von innen abwischen und zumindest einen Teil der Feuchtigkeit beseitigen, bevor es dich oder deine Ausrüstung trifft. Und schließlich hilft im Innenzelt eine zusätzliche EVA-Schaummatte wie die Exped Doublemat dabei, dass nicht direkt unter deiner Isomatte Kondensation entsteht.

Wenn dein Innenzelt keinen ausreichenden Schutz gegen herabtropfende Feuchtigkeit bietet, empfiehlt es sich, das Fußende deines Schlafsacks mit einer Regenjacke einzupacken. Dann ist es außerdem auch nicht so tragisch, falls du in der Nacht versehentlich mit den Füßen das Innenzelt an das Außenzelt drückst und so die Nässe nach innen wandert.

Fazit

Die Bildung von Kondenswasser lässt sich nur zum Teil beeinflussen und kann bei jedem Zeltmodell auftreten. Du kannst die Kondensmenge aber durch einige Tipps und Tricks in Grenzen halten.

  • Wähle, sofern möglich, einen trockenen Standort
  • Verwende ein Footprint
  • Wähle möglichst ein Zeltmodell mit guten Belüftungsmöglichkeiten
  • Lüfte regelmäßig auch durch Öffnen der Eingänge
  • Lasse über Nacht keine nasse Ausrüstung und Kleidung offen liegen
  • Verwende eine zusätzliche, leichte EVA-Matte unter deiner Isomatte

Und falls sich doch die ersten Tropfen am Material bilden, wische sie vor dem Abbau mit einem Tuch ab und verpacke das Innenzelt separat, wenn dein Zeltmodell das hergibt. Zu guter Letzt bleibt im schlimmsten Fall nur noch der Schutz durch wasserdichte Packsäcke, Regenjacken oder - wie auf dem Bild zu sehen - notfalls auch mit einem Regenschirm.

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