Sieben auf einen Streich: Einmal rund ums Siebengebirge

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Einmal rund ums Siebengebirge

Schild Sieben auf einem StreichJedes Jahr Anfang Mai wird im Siegengebirge mit den "7 auf einen Streich" die Wandersaison eingeläutet – wobei wir natürlich keine Wandersaison kennen! Du kommst aus der Region und kennst es nicht? Schande über dich, denn es ist die beste Wanderveranstaltung in der Nähe von Bonn! :-)

Du kommst nicht aus der Region? Dann solltest du unbedingt das Siebengebirge bei den 7 auf einen Streich kennenlernen! Immerhin kannst du so am Ende stolz behaupten, ein ganzes Gebirge an nur einem Tag erwandert zu haben, auch wenn der Begriff "Gebirge" niemanden abschrecken muss – der höchste Gipfel liegt mit dem Ölberg bei etwa 461 Metern.

Bei dem Volkswandertag der 7 auf einen Streich kannst du die Berge und Täler, die Wälder und Burgen und das einmalige Rheinpanorama auf etwa 26 km Länge und insgesamt 850 m Höhenunterschied in aller Vielfalt und Schönheit kennenlernen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Skiclub Bad Honnef, dessen zweiter Vorsitzender Jürgen Lange uns netterweise einige Interviewfragen beantwortet hat, die du am Ende des Artikels findest.

Was sind die 7 auf einen Streich?

Naturbelassene Strecke im SiebengebirgeDie 7 auf einen Streich starten am Rhein in Bad Honnef und führen über 7 Kontrollpunkte einmal rund um das Siebengebirge herum. Wer die gesamte Strecke mit den Kontrollpunkten am Drachenfels, Milchhäuschen, Petersberg, Stenzelberg, Ölberg, an der Margarethenhöhe und schließlich der Löwenburg schafft, wird im Ziel mit einer Goldmedaille belohnt. Das Schöne daran: Es ist kein Wettbewerb, es werden keine Zeiten gemessen, es werden keine Sieger gekürt und es gibt auch keine Preise für den Schnellsten. Dank der offiziellen Abkürzung musst du nicht einmal zwingend den großen Rundweg ablaufen – aber dann gibt es auch "nur" Silber oder Bronze.

Der Begriff Volkswandertag ist dabei im positivsten Sinne absolut zutreffend: Man sieht immer wieder kleine Kinder und ältere Herrschaften neben voll ausgestatteten Outdoor Profis. Es wird geredet, gelacht und zusammen Erbsensuppe gegessen. Und die Medaille ist für die Erwachsenen ein nettes Souvenir und für die Kleinen eine hervorragende Motivation, ein paar Stunden im Siebengebirge wandern zu gehen. Aber auch wenn ich dieses Jahr wieder alle 7 Gipfel im Ziel habe, laufe ich trotzdem ohne Medaille, denn Motivation habe ich genug. So zahle ich auch nur 4 € (Kinder und Jugendliche 3 €). Falls du am Schluss eine Medaille haben willst, kostet das Startgeld 8 €, bzw. 5 € für Kinder und Jugendliche.

Der Rundweg im Detail

Vom Start an der Endhaltestelle der Bahnlinie 66 geht es in Richtung Drachenfels. Um vor dem Aufstieg schon einmal langsam auf Temperatur zu kommen, führt die Strecke zunächst an der Bahnstrecke bis Rhöndorf entlang. In Rhöndorf selbst kann man an der Drachenfelsquelle seinen Wasservorrat auffüllen. Wer den nun folgenden Anstieg über das Ulanendenkmal kennt, der weiß die Warmlaufzeit vorab zu schätzen, denn es geht direkt äußerst steil zur Sache.Aussicht Siebengebirge

Aber der Aufstieg über schmale Pfade durch den dichten Wald ist immer wieder aufs Neue sehr schön, ruhig und naturbelassen. Sobald du ganz oben auf dem Drachenfels am Fuß der Ruine bist, kannst du stolz auf den geschafften Anstieg herunterblicken und den ersten Stempel für dein Sammelheft in Empfang nehmen. Das Plateau vor dem noch geschlossenen Restaurant mit hervorragendem Blick gen Süden wird gerne für eine erste kleine Pause und ein kleines Frühstück genutzt.

Ab jetzt wird die Wanderung erstmal deutlich leichter, denn zur Kontrolle Nummer 2 geht es eigentlich nur noch bergab. Mit Blick Richtung Nachtigallental und der Wolkenburg zur Rechten beruhigt sich der Puls wieder und man hat wieder eine Chance mit seinen Mitwanderern zu klönen. Am Milchhäuschen gibt es dann nicht nur den Stempel Nummer 2, sondern auch eine kleine Erfrischung in Form von kostenfreiem Wasser. Falls du von vorneherein die Kurzstrecke geplant oder die Anstrengung bis hierher unterschätzt hast, kannst du nun abkürzen und direkt zum Kontrollposten 6 laufen. Für uns und die anderen Langstreckenwanderer führt der Weg aber natürlich weiter Richtung Petersberg. Da der Petersberg durch das Gästehaus schon belegt ist, laufen wir aber nicht bis auf die Spitze, sondern bekommen unser Stempel hinter der Mondscheinwiese.

Aussicht DrachenfelsDie Streckenposten schauen hier erfahrungsgemäß immer etwas unglücklich drein, schließlich ist es noch kalt und es wird noch dauern, bis die Sonne sie erreicht hat. Heute sind es ca. 5°C und die Jungs und Mädels sehen trotz dicker Jacken und Decken verfroren aus, halten aber tapfer die Stellung. Wir sind dank Marschtempo schön warm und wandern weiter Richtung Stenzelberg. Auch hier gibt es wieder etwas zu trinken, einen kurzen Plausch mit den Streckenposten und selbst die Sonne lässt sich blicken. Doch die Harmonie währt nur kurz, denn ab jetzt wird es gemein.

Zwar ist der Weg zum Ölberg landschaftlich sehr schön, der Blick schweift über eine wunderschöne Wiese in Richtung Heisterbacherrott. Aber mit Beginn des Anstiegs endet das entspannten Laufen und Quatschen. Die Steigung hat es echt in sich, ist aber glücklicherweise ebenso kurz wie steil.

Unterhalb des Gasthofs auf dem Gipfel steht der fünfte Kontrollpunkt mit Unterstützung von Sanitätern, die sich der kleinen und großen Problemchen der Wanderer annehmen. Ich habe für eine Panoramaaufnahme der Aussicht noch einen kurzen Abstecher auf dem Gipfel vom Ölberg gemacht. Viel zu sehen gibt es aber leider nicht, der Ölberg ist noch fest im Griff der dichten Wolken.

Die zweite Hälfte und Zieleinlauf

Verpflegung unterwegsNachdem der Ölberg also geschafft ist, wandern wir getrieben von Hunger und der Aussicht auf etwas Warmes weiter, denn am Kontrollpunkt 6 ist die Verpflegungsstation. Neben dem obligatorischen Stempel und einer Toilette gibt es Getränke, Käsebrote, heiße Erbsensuppe und eingelegte Gurken zum Selbstkostenpreis. Innerlich aufgewärmt aber äußerlich abgekühlt bleiben wir nach der Suppe aber nicht mehr lange Sitzen und wollen die letzte Station in Angriff nehmen. Also Schuhe geschnürt, Rucksack gesattelt und auf zur Löwenburg.

Diese letzte Kontrolle ist wahrscheinlich die Schönste von allen. Man hat in der malerischen Burgruine ausreichend Sitzmöglichkeiten, die Sonne ist wieder hervorgekommen und es geht eine leichte Brise. Es sind nicht nur die langsam ermüdenden Beine, die es einem hier schwer machen, sich der Idylle zu entziehen. Doch ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Der Abstieg erfolgt durch das Annatal, noch ein paar Meter durch Bad Honnef und schon hat man das Ziel erreicht und damit das Siebengebirge erfolgreich bezwungen.

Neben einem Abschlussstempel und dem obligatorischen Zielfoto gibt es auch hier die Möglichkeit, sich mit Essen und Trinken zu versorgen und zum Abschluss des Events hält der Bürgermeister eine Rede. Hier versammeln sich in der Regel nicht nur die erschöpften Wanderer, sondern auch Besucher aus der Region, sodass sich im Ziel eine feierliche, entspannte Volksfeststimmung verbreitet, die man vor allem als erschöpfter 7 auf einen Streich Absolvent in vollen Zügen genießen kann!

Wenn du dir die genaue Karte und alle Details anschauen willst, findest du hier den Link zur Veranstaltung.

Wie die 7 auf einen Streich entstanden sind

Zieleinlauf in Bad HonnefWir wollten ein Blick hinter die Kulissen des Veranstalters werden und durften den 2. Vorsitzenden des Skiclubs Bad Honnef e.V. mit ein paar Fragen löchern.

Ein kurzes Interview mit Jürgen Lange

Könnt ihr euch kurz vorstellen?

Wir sind ein Skiclub in Bad Honnef im schönen Siebengebirge, mit immerhin rund 500 Mitgliedern.

Ein Skiclub in Bad Honnef? Fahrt ihr mit Ski die Wiese bei der Löwenburg runter?

Früher sind wir tatsächlich auch auf der Löwenburg Ski gelaufen und später sogar im Sommer mit Grasski in kurzen Hosen, bis das der Naturschutz untersagte. Heute fahren wir in die Alpen aber auch in Skihallen oder ins Sauerland.

Warum macht ein Skiclub eine Wanderveranstaltung wie die 7 auf einen Streich?

Das Wandern ist so ein bisschen ein Nebenprodukt im Verein als Sommeralternative. So begab es sich auch im Jahre 1971, dass sich einige Familien des Ski-Clubs trafen, um über alle 7 Berge zu marschieren, damals noch ganz privat. Im nächsten Jahr war es dann schon ein fester Bestandteil der jährlichen Vereinsaktivitäten und danach wurde es eine öffentlich Wanderveranstaltung.

Wie ist die heutige Strecke entstanden? Warum ist z. B. der Lohrberg nicht dabei?

Die Strecke musste immer mal wieder verändert werden. In den 80ern fiel zunächst der Petersberg wegen dem Gästehaus der Bundesregierung raus. Der Bundesgrenzschutz wollte keine Wanderer auf dem Berg.

Danke für das Beispiel Lohrberg: Er war bis vor 5 Jahren noch absoluter Bestandteil der Strecke. Dann kam das neue Wegekonzept und er durfte nicht mehr begangen werden. So geschehen auch bei einigen anderen Passagen.

Eine Massenveranstaltung im Naturschutzgebiet? Ist das gut für die Natur?Medaille für die Langstrecke

Wir holen ja die Wanderer in den Wald und veranstalten kein Heavy Metal Konzert. Was ich damit sagen will ist, wir führen die Menschen durch den Wald und eine Stunde nach der Veranstaltung sieht man davon nichts mehr. Die Beschilderung ist abgeräumt und es bleibt kein Fitzel Müll zurück. Eine Wanderveranstaltung und das Naturschutzgebiet sehen wir nicht als Widerspruch.

Gibt es Pläne für die Zukunft?

2021 wird 7 auf einen Streich zum 50. Mal stattfinden, dazu wollen wir uns etwas Besonderes einfallen lassen.

Wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen und freuen uns auf das Jubiläum der 7 auf einen Streich!

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