Vålådalen Naturreservat: Trekking im schwedischen Jämtland

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Mit dem Zelt durch Schwedens Fjäll-Landschaften

Schwedische BerglandschaftDie schwedische Provinz Jämtland ist wie geschaffen für Trekkingtouren und bietet vor allem im Herbst ein unfassbar schönes Farbenspiel. Das Vålådalen Naturreservat liegt im Westen dieser Provinz in der Nähe der norwegischen Grenze.

Die ausgewiesenen Wanderwege ziehen sich um ein bewaldetes Tal herum, das von allen Seiten von kleineren Gebirgszügen eingerahmt wird.

Die Wälder, Moore und Berge des Naturreservats sind – abgesehen von ein paar Schildern und einigen Planken zur Überquerung der Moore – absolut naturbelassen und werden nicht wirtschaftlich genutzt.

Jedermannsrecht und Leave No Trace

Schweden und insbesondere das Jämtland sind aber nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaft und der guten Erreichbarkeit mit Flugzeug und Bahn eines der beliebtesten Ziele für Trekkingtouren: Auch das 'Allemansrätten' – das Jedermannsrecht – ist für Outdoorer ein großes Geschenk und eine enorme Erleichterung für die Planung der Tour.Jämtlands Bergwelt im Herbst

Dazu gehört, dass in einem bestimmten Abstand von bewohnten Siedlungen und Privatgrundstücken grundsätzlich jeder das Recht besitzt, sich frei in der Natur zu bewegen und für ein bis zwei Nächte in mit dem Zelt überall zu übernachten.

Im Gegenzug wird die natürliche Umgebung und die Tierwelt nicht beschädigt oder zugemüllt – Leave No Trace ist die wichtigste Grundlage, damit das Jedermannsrecht bestehen bleiben kann.

Im Vålådalen Naturreservat findet man schließlich eine perfekte Mischung aus unberührter Natur und freier Wildnis auf der einen Seite, aber auch Wander-Infrastruktur und gute Planungsmöglichkeiten auf der anderen Seite.

So kann man sich frei entscheiden, ob man mit Karte und Kompass frei durch die Bergwelt und Wälder läuft oder ob man auf den ausgewiesenen Trails bleibt und ggf. sogar in den Schutzhütten unterkommt, anstatt zu zelten (Wer abseits der Trails unterwegs ist, sollte sich jedoch vorher informieren, ob zum Beispiel gerade die Elchjagd-Saison stattfindet).

Wir haben uns für eine Mischung entschieden und bleiben zwar auf den Trails, übernachten jedoch im Zelt, abseits der Hütten in freier Natur.

Anreise und beste Reisezeit

Wilde Blauberren am WegesrandWie jede naturbelassene Landschaft hat auch das Vålådalen Naturreservat zu jeder Jahreszeit seinen ganz besonderen Reiz. Eine Einladung für eine Schulung von unserem Zelthersteller Hilleberg in Östersund nimmt uns die Entscheidung schließlich ab – es wird also der Herbst.

Zugegeben, im Rückblick betrachtet könnte es durchaus gemütlichere Wetterlagen geben als der stetige Wechsel aus Sonne, Sturm, Schnee und Regen, den die Berge im Herbst noch stärker mit sich bringen. Aber allein das Farbenspiel der Landschaft und die Mischung aus schneebedeckten Gipfeln und grünen Tälern – ganz zu schweigen von den Tonnen an reifen Blaubeeren am Wegesrand – sind mehr als genug Entschädigung.

Die An- und Abreise wird meist per Zug oder Flugzeug erledigt – in unserem Fall mit dem Zug direkt von Bonn nach Östersund und anschließend weiter in den Ort Undersåker, von wo aus Busse nach Vålådalen fahren. Flüge sind direkt nach Östersund, ins benachbarte Åre oder nach Stockholm verfügbar, von wo aus man ebenfalls mit Zügen oder Bussen weiterreisen kann.

Wegweiser an der FjällstationStart- und Ziel der meisten ist die Vålådalen Fjällstation, in der vor Beginn noch kleine Einkäufe getätigt, Wanderkarten erworben, Ausrüstung aufgestockt und natürlich noch ein Kaffee getrunken werden kann.

Los geht's!

Die geplante Route ist schnell gefunden. Unterhalb der Fjällstation weisen Schilder die richtige Anfangsrichtung und auch an den wenigen Kreuzungen unterwegs sind Wegweiser vorhanden. Dazwischen ist es nahezu unmöglich sich zu verlaufen, selbst wenn die Wege oft zu schmalen Trampelpfaden werden. Schließlich gibt es nur den einen Pfad und rings herum nichts als wilde Natur.

Vålådalen - Grönvallen – Lunndörrstugorna – Vålåstugorna

Auf dem ersten Teilstück haben wir noch Glück mit dem Wetter und dürfen die eine oder andere Sonnenstunde genießen. Über Waldwege und Moorwiesen geht es zunächst nach Grönvallen, einer alten Lagerstätte der indigenen samischen Bevölkerung mit eindrucksvollen Hütten aus Holz, Rinde, Moos und begrünten Dächern.Sami Überbleibsel in Grönvallen

Die Wasserversorgung unterwegs ist dabei vom ersten bis zum letzten Tag nie ein Problem, schließlich finden sich überall Bäche, Flüsse und Seen mit kristallklarem, sauberem Wasser, das sich auch ohne Filter genießen lässt. Lediglich die Versorgung mit Essen muss für die gesamte Zeit selbst geplant werden, sofern man nicht von Blaubeeren allein überleben kann und will.

Am nächsten Morgen führt der Weg an idyllischen Flüsschen vorbei aus dem Wald hinaus nach Pyramiderna, einer kleinen Bergfläche, in der die letzte Eiszeit pyramidenförmige Formationen hinterlassen hat.

Blaubeeren und Rentiere kreuzen immer wieder unseren Weg und auch eine Handvoll Mitwanderer sind hier und da zu sehen. Wir passieren eine der STF (schwedischer Touristenverband) Hütten der Region und schlagen unser Nachtlager schließlich am Fuß der Berge entlang der Strecke auf.

Zelten in der BerglandschaftIn der Nacht wächst der allgegenwärtige Wind zu einem ordentlichen Sturm heran und beweist uns eindrucksvoll, wie gut die Entscheidung war, ein so robustes Zelt wie das Hilleberg Nallo 3 GT mitzunehmen, das all die Orkanböen stoisch und unbeeindruckt hinnimmt.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt, allerdings erstrahlen nun schon ein paar der Berggipfel um uns herum schneeweiß statt braun und karg wie am Tag zuvor.

Auf dem Weg nach Vålåstugorna nähern sich die Temperaturen immer weiter dem Gefrierpunkt an, sodass wir nach einer kurzen Etappe hinter den STF Hütten im Schutz eines kleinen Wäldchens zelten. So versucht der nächtliche Sturm diesmal nicht, das Zelt um uns herum abzubauen, dafür überzieht jedoch am nächsten Morgen eine Eiskruste den Saum des Außenzeltes.

Vålåstugorna – Nulltjärnarna – Vålådalen

Schneesturm unterwegsInnerhalb der ersten Minuten nach unserem Aufbruch verwandelt sich die herbstliche Bergwelt in eine bilderbuchreife Winterlandschaft und wir schleppen uns durch einen ausgewachsenen Schneesturm über die Pfade in Richtung Norden. Die Wetterentwicklung überzeugt uns, den Abstecher mit Flussdurchquerung nach Stensdalen zu streichen und stattdessen den Pfaden weiter nach Norden in Richtung Vålådalen zu folgen.

Je weiter wir die Berge hinter uns lassen und in die Wälder gelangen, desto mehr wandelt sich der Schnee in Regen. Der Wald hält für uns aber netterweise ein wenig vom Sturm zurück. Neben einer Brücke an einem breiten Flusslauf finden wir den optimalen Zeltplatz und sind froh, im Zelt endlich eine Pause von Schnee, Regen und Sturm zu bekommen.

Malerischer See NulltjärnarnaAm nächsten Morgen packen wir zwar kein gefrorenes, aber durch und durch nasses Zelt ein und machen uns auf den kurzen Weg zum See Nulltjärnarna, der wahrhaftig der Inbegriff eines Postkartenmotivs ist: Ein dunkelgrauer Sandstrand, der in eine grüne Lichtung mit vereinzelten Nadelbäumen mündet, ein weitläufiges Gewässer und am Horizont die Gipfel der umliegenden Gebirgszüge.

Hier belohnt uns das Jämtland für die bisherigen Strapazen mit ein paar Stunden stärkendem Sonnenschein, der das Zelt, seine Insassen und sogar einen Teil der Ausrüstung wieder trocknet.

So macht es uns das Vålådalen Naturreservat nicht gerade leicht, am nächsten Tag schon die wenigen Kilometer zurück zur Fjällstation zu wandern und schließlich den Rückweg in Angriff zu nehmen.

Unser Fazit zu Trekkingtour in Vålådalen:

Waldweg bis zum HorizontDas Jämtland und insbesondere das Vålådalen Naturreservat ist perfekt, um wirklich einmal aus dem Alltag herauszukommen. Trotz der ordentlichen Wegmarkierung und den vereinzelten Hütten bekommt man unterwegs das Gefühl, sich völlig frei und unabhängig von jeglicher Zivilisation in der Wildnis zu bewegen. Wer sich an die Hütten hält, trifft auf Mitwanderer und kann sich austauschen, wer abseits zeltet, kann völlig seine Ruhe bekommen und die Natur ungestört genießen.

Weder Fluglärm noch Autos noch sonst irgendeine unnatürliche Geräuschquelle stört die natürliche Umgebung und die Möglichkeit, überall das Zelt aufzubauen, trägt seinen Teil zum absoluten Freiheitsgefühl bei. Die Landschaft kann innerhalb weniger Schritte komplett ihr Gesicht verändern – ebenso wie das Wetter – sodass es trotz der oftmals kargen Kulisse niemals eintönig oder gar langweilig wird.

Freilaufende Rentiere am BergDie Kehrseite des stetigen Wechsels besteht darin, dass die Ausrüstung zumindest kurzfristig auch wintertauglich sein muss und sich durch die nördliche Lage des Naturreservats und durch das Gebirgsklima selbst für eine Woche nur schwer die Wetterlage voraussagen lässt. Entsprechend hart war auch der Kontrast zwischen dem 3°C kalten, stürmischen Schweden-Herbst und dem "deutschen Herbst", der uns am Bonner Hauptbahnhof mit 25°C und Sonnenschein in Empfang nahm.

Und schließlich – auch wenn es fast schon ein Klischee ist, das bei nahezu jedem Reiseziel erwähnt wird – Die Menschen in Schweden sind unfassbar hilfsbereit, tiefenentspannt und freundlich, selbst wenn man ohne ein Wort der Landessprache zu kennen sofort auf Englisch umschwenken muss. Die Schweden sind uns – sei es am Hauptbahnhof in Stockholm, in Östersund an der Supermarktkasse oder an der einsamen Berghütte in Vålåstugorna – mit nichts als purer Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft begegnet.

Alles in allem hat uns die Schönheit, Ruhe und Abgeschiedenheit des Jämtlands schon nach den ersten Minuten für sich gewonnen und wird uns definitiv wiedersehen!

Tipps für die Planung:

Aufenthalt in Östersund:

Rathaus mit Nachtbeleuchtung in ÖstersundDas kleine Städtchen ist in jedem Fall einen Besuch wert und eignet sich perfekt, um sich vor der Weiterfahrt nach Vålådalen oder vor der Heimfahrt noch einmal mit Einkäufen einzudecken, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen oder einfach, um eine Pause vor oder nach der Zugfahrt zu genießen.

Wir haben mit dem Hostel 'Östersund Ledkrysset' eine preisgünstige, saubere, geräumige, liebevoll eingerichtete und absolut empfehlenswerte Unterkunft gefunden, bei der auch der späte Check In und frühe Check Out kein Problem waren.

Die Unterkunft ähnelt unseren heimischen Jugendherbergen und hat sowohl einzelne Zimmer als auch einen Schlafsaal, eine gemeinsame Küche, gemeinsame Waschräume und Aufenthaltsräume. Darüber hinaus gibt es natürlich aber auch noch eine große Auswahl an anderen Hotels und Pensionen in der Stadt und das Ledkrysset Hostel ist schlichtweg unsere private Empfehlung.

Transfer nach Vålådalen:

Vom Ort Undersåker aus gibt es je nach Saison mehr oder weniger feste Busverbindungen. Für manche Abfahrtszeiten muss bis zum Vortag 17:00 Uhr eine telefonische Vorbestellung erfolgen. Hin und wieder kann man auch das Glück haben, dass bereits andere Personen den Bus bestellt haben und noch Plätze verfügbar sind. Alternativ gibt es natürlich auch Taxis, die allerdings preislich deutlich teurer ausfallen. (Für die etwa 30-minütige Fahrt nach Undersåker haben wir mit dem bestellen Bus für 2 Personen umgerechnet nur 12 Euro bezahlt.)

Die Strecke:

Planken führen über moorige WiesenEine Wanderkarte sollte in jedem Fall mit dabei sein (erhältlich zum Beispiel in der Fjällstation). Nicht, weil die Wege schwierig zu finden sind, sondern weil die Karte wichtige Informationen für die Planung der Wegstrecke enthält – zum Beispiel, ob unterwegs ein Fluss durchwatet werden muss, was bei Schneesturm und Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht unbedingt die angenehmste Lösung ist.

Die Strecken sind dabei grundsätzlich in zwei Wegtypen unterteilt: Winter- und Sommertrails. Die Wintertrails sind auch im Herbst noch längst nicht begehbar und führen oftmals durch Moore, die im Winter zwar zugefroren, vorher aber zu Fuß unpassierbar sind, sofern man trockene Füße behalten und nicht bis zu den Knien im Schlamm versinken möchte.

Typischer Wanderweg im Fjäll mit großen FelsbrockenDie Sommertrails sind teils recht anspruchsvoll, aber im Großen und Ganzen gut zu bewältigen, auch wenn man sich schnell von den üblichen Fernwander-Etappen mit 25 oder 30 km am Tag verabschiedet. Die Wege erfordern eine deutlich höhere Aufmerksamkeit – sei es durch die raue Wetterlage oder durch die natürlichen Stolperfallen wie Felsen, Wurzeln und rutschige Planken, sodass man insgesamt langsamer vorankommt.

Darüber hinaus sind die angegebenen Kilometer auf den Schildern etwas fragwürdig – zum Beispiel sollte eine unserer Etappen nach 7 Stunden zügigem Wandertempo (wetterbedingt mit nur zwei Pausen unter 5 min. Dauer) nur 14 km betragen haben. Entsprechend sollte die Planung der Kilometer nicht zu ambitioniert ausfallen und sich auch nach der aktuellen Wetterlage richten.

Geld:

Egal ob Taxi, Bus, Herberge oder Kaffee in der Fjällstation – wir haben in Schweden keinen Ort gefunden, an dem keine Kartenzahlung möglich war. Im Gegenteil: in manchen kleinen Geschäften war sogar gar keine Barzahlung mehr möglich. Daher ist es nicht nötig, sich mit größeren Mengen Bargeld einzudecken. Dennoch kann man natürlich in Östersund und an den Bahnhöfen und Flughäfen Bargeld abheben oder in schwedische Kronen umtauschen.

Internet:

Es ist erschreckend, wie gut der Empfang mitten in Schwedens Wildnis im Vergleich zur heimischen Netzabdeckung ist. Zwischen Rentierherden, Blaubeeren und Schneegipfeln war unser Empfang dort besser als in der Bonner Innenstadt. Bis auf eine Ausnahme im Schneesturm hatten wir jeden Tag unterwegs wie am Etappenziel vollen Empfang und keinerlei Problem damit, mobile Daten zu nutzen. Auch in allen Zügen innerhalb Schwedens wurde kostenfreies WLAN.

Wenn du noch Fragen zu unserer Tour, zur verwendeten Ausrüstung oder zur Planung hast, schreib uns einfach eine E-Mail, ruf an oder komm im Bonner Laden vorbei.

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