Bergische 50 - Wir wandern 50 Kilometer!

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Wie fühlt es sich an, 50 Kilometer zu wandern?

Medaille der Bergischen 50Die Bergischen 50 sind ein jährliches Wanderevent, bei denen die Teilnehmer von Wipperfürth aus einen 50 km langen Rundweg bestreiten oder ihn in Teilen als Staffel gehen. Wir sind mit einer kleinen Gruppe dabei und versuchen, die 50 an einem Stück zu schaffen – obwohl noch keiner von uns in seinem bisherigen Wanderleben mehr als eine 35 oder 40 km lange Tagesetappe gemacht hatte.

Das Bergische Land nimmt seinen Namen dabei etwas zu wörtlich und legt uns neben den ohnehin schon anspruchsvollen 50 km Strecke auch noch einige Höhenmeter in den Weg. Wir wollen die schönsten und schwierigsten Momente der Tour einmal zusammenfassen und versuchen, zu beschreiben, wie es sich anfühlt, über 11 Stunden auf einer so langen Strecke wandernd unterwegs zu sein.

Der Start

Schattige Wanderwege zu Beginn der Bergischen 50Der Start auf dem Marktplatz in Wipperfürth ist trotz der Corona Auflagen sehr gut organisiert und durchgeplant. Der negative Test wird vorgezeigt, wir bekommen einen Chip in die Hand gedrückt und dürfen nach der Handdesinfektion in den Startbereich. Dort bekommen wir einen Beutel mit Verpflegung für unterwegs und warten auf das Startsignal.

Am Anfang staut sich die Menge noch ein wenig in den Straßen von Wipperfürth und auch als die Stadtkulisse den ersten Feldern weicht, laufen wir noch im Gänsemarsch – auch kein Wunder, bei hunderten Teilnehmern und umso erstaunlicher, dass es trotzdem jeder hinkriegt, die Abstände einzuhalten.

50 Kilometer wandern: Die erste Hälfte der Strecke

Viel Sonne in den gerodeten Wäldern Schon nach der ersten Stunde wird klar, dass die Ausdauer hier nicht nur auf der Länge der Strecke, sondern auch im ständigen Auf und Ab gefordert wird. Zwar sind keine extrem steilen Steigungen dabei, aber auch nur selten wirklich ebene Streckenabschnitte. Nach den ersten 10 km sind jedenfalls alle gut aufgewärmt, auch wenn noch keiner an der bald folgenden ersten Verpflegungsstation wirklich eine Pause braucht.

Der Weg führt vorbei am Stausee durch die umliegenden Wälder und gewährt uns bis einige Kilometer vor der 20er Marke noch ein paar schattige Momente. Nach der zweiten Verpflegungsstation, die wir auch nur kurz streifen, hätte der Weg vor einiger Zeit wohl noch durch dichten Wald geführt, der aber – vielleicht aufgrund des Borkenkäfers – dem Erdboden gleich gemacht wurde.

So ziehen sich die endlosen Schritte bis zur Station bei Kilometer 25 gefühlt endlos unter sengender, schwüler Sonne dahin und zehren ordentlich an den Kräften. Die ersehnte Pausenstation und eine Sitzpause im Schatten wird deshalb dieses Mal deutlich länger in Anspruch genommen. Nach angemessener Abkühlzeit für die Füße, 2 Litern Wasser und gefühlt 10 kg Traubenzucker von den netten Helferinnen der Verpflegungsstation steht nun die zweite Hälfte bevor.

Teil 2 der Bergischen 50

Gerodete Waldgebiete bei den Bergischen 50Die Pause hat das Anstrengungslevel wieder auf Null gesetzt, sodass die nächsten Kilometer unter immer noch sengender Sonne überraschend leicht zu meistern sind. Etwa bei Kilometer 31 wartet die größte Pausenstation mit warmer Mahlzeit, die wir noch einmal kurz nutzen, um die Hitze aus den Wanderschuhen zu vertreiben.

Bis Kilometer 35 bringt die Pause noch einen neuen Energieschub, danach fängt auch mental das Durchbeißen an. Alle in unserer kleinen Gruppe haben bisher maximal 40 Kilometer am Stück erwandert und sehen sich zum ersten Mal mit einer solchen Streckenlänge in Kombination mit ständigen Steigungen und schwüler Hitze konfrontiert. Dabei sind es nicht einmal die Muskeln, die sich beschweren, sondern vor allem die Gelenke und Fußsohlen, die langsam aber sicher ihren Dienst am liebsten verweigern wollen.

Sonnige Wiesenlandschaft auf den Bergischen 50Nach Kilometer 45 wird es zum Schluss noch einmal richtig gemein. Der Weg biegt laut Markierung nach rechts ab, wobei wir geradeaus vor uns - an der Abbiegung vorbei - auf der Strecke noch einige Wanderer sehen. Bevor wir ihnen hinterherrufen können, dass sie die Abbiegung verpasst haben, sehen wir, dass der Weg tatsächlich über die Abbiegung wieder zurückkommt und geradeaus weiterführt.

Wir stehen also direkt vor der ultimativen Abkürzung, wollen es aber jetzt wirklich wissen und folgen schweren Herzens dem regulären Streckenverlauf. Noch gemeiner ist, dass uns die nächste halbe Stunde Wanderer auf dem Rückweg dieses Umwegs entgegenkommen und wenig begeistert aussehen. Dazu kommt, dass wir permanent bergab laufen und uns daher schonmal anschauen können, was auf dem Rückweg an Steigung bergauf wieder auf uns wartet.Kilometer 40 Schild

Über diesen quälend langen Umweg um einen See herum und nach einem unerwartet steilen Aufstieg durch den Wald schleppen wir uns wieder den gleichen Berg nach oben und gehören dieses Mal zu den wenig begeistert dreinblickenden Wanderern. Aber das Wissen, dass dieses Mal alle, die uns entgegenkommen, den Weg noch vor sich haben, gibt uns eine gewisse bösartige Genugtuung.

Die Füße wehren sich inzwischen mit aller Macht gegen jeden weiteren Schritt und auch die Knie und Hüften haben mehr als genug vom Wandern. Glücklicherweise sind es nur noch ein paar Minuten bergab über Asphalt, bis wir endlich den Rand von Wipperfürth wieder erreichen.

Trotz Schmerzen lässt sich die aufsteigende Euphorie nicht aufhalten, als wir wieder in Richtung Marktplatz ins Ziel einlaufen. In dem Moment, in dem wir das "Ziel" Schild passieren, sind für ein paar Sekunden alle Schmerzen vergessen und wir fühlen sich schlicht und ergreifend wie die Könige der Welt! Wir holen uns unsere Medaille ab, verlassen den Zielbereich und setzen uns wie alle anderen Teilnehmer um uns herum einfach auf den Boden, um für einen Moment nicht mehr gehen oder stehen zu müssen.

Fazit Bergische 50

Zieleinlauf in WipperfürthZugegeben: Eigentlich ist es völlig bescheuert, ohne Not 50 km im Kreis zu wandern, Schmerzen zu erleiden, nur um sich am Ende einen Ast abzufreuen und eine Medaille in der Hand zu halten. Aber allein das Wissen, aller Widerstände zum Trotz durchzuhalten, sich als Gruppe gegenseitig zu motivieren und den ganzen Tag in der Natur unterwegs zu sein, reicht völlig aus, damit sich am Ende alle einig sind: "Nächstes Jahr wieder!"

Tipps zur Vorbereitung

Im Vorhinein ist es in jedem Fall sinnvoll, ein paar Tageswanderungen zu absolvieren, vor allem, wenn man sein maximales Tagespensum bisher noch nie ausgereizt hat. Man sollte dabei definitiv im Besitz von sehr gut passenden Wanderschuhen und Wandersocken sein – bei unseren Bergischen 50 war das am Ende der ausschlaggebende Punkt, der die einen von Blasen verschont und die anderen noch Wochen danach mit kaputten Füßen gequält hat.

Wer mit hohen Wanderstiefeln unterwegs ist, sollte überlegen, sich ein paar leichte Wechselschuhe und ggf. auch Wechselsocken einzupacken, um die Füße zu entlasten und nicht die ganze Zeit im selben Schuh stecken zu müssen. Verpflegung selbst ist nicht zwingend nötig, da die Stationen unterwegs Trinkwasser, Snacks und nach mehr als der Hälfte der Strecke auch eine warme Mahlzeit anbieten.

Und wie auch bei anderen Wanderungen, sollte je nach Wetterlage ein zuverlässiger Sonnen- oder Regenschutz nicht fehlen. Ansonsten hilft es, sich die Länge der Strecke immer wieder vor Augen zu halten und entsprechend nicht zu schnell zu starten. Und zu guter Letzt sind gute Gespräche oder auch die Lieblingsmusik ein passender Motivator, um trotz der Strapazen am Ende noch halbwegs gut gelaunt ins Ziel einlaufen zu können.

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