Notfallvorsorge für Krisen - Worauf kommt es an?

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Für unsichere Zeiten gewappnet

Schild mit der Aufschrift The World is closedZugegeben: Für die meisten von uns war das Thema Notfallvorsorge vor dem März 2020 wohl eher ein seltenes Randphänomen. Wenn überhaupt, kannte man es hierzulande entweder von betroffenen Bewohnern an den Küstenregionen, die gelegentlich schon mit Sturmfluten konfrontiert waren oder von paranoiden Preppern, die gerne öffentlich den nahenden Weltuntergang ankündigten.

Seit Mitte März 2020 und seit Beginn der spürbaren Auswirkungen der Corona Pandemie hat sich der Blick jedoch gewandelt. Innerhalb weniger Tage wurden wir alle aus dem alltäglichen Trott gerissen und fanden uns plötzlich selbst mitten in Krisensituationen wieder.

Für die allermeisten von uns war es das erste Mal, dass wir leergeräumte Supermarktregale, verlassene Innenstädte, starke Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit und eine globale Verunsicherung erlebten. Wie wenig Routine wir im Bereich Notfallvorsorge besitzen, zeigte sich auch in den unterschiedlichen Reaktionen – die einen hamsterten völlig ungeplant drauf los, die anderen beobachten mit Sorge, wie schnell die eigenen Toilettenpapiervorräte ohne Aussicht auf Nachschub schwinden.

Hier hortet man Klopapier und Hefe, in Frankreich Wein und Kondome und in Amerika decken sich viele mit Tiefkühlfleisch und Munition ein – was das wiederum über die jeweilige Gesellschaft aussagt, mag jeder für sich selbst interpretieren.

Wir wollen die Corona Situation zum Anlass nehmen, uns einmal ausführlich dem Thema Notfallvorsorge zu widmen und anhand verschiedener Beispiele zu zeigen, wie eine sinnvolle, durchdachte Planung für diese und andere außergewöhnliche Szenarien aussehen kann. Wichtig ist vor allem, dass diese Vorsorge nichts mit Panik, Angst oder Überreaktion zu tun hat.

Prepper-Panik oder sinnvolle Notfallvorsorge?

Eines vorab: Der Begriff Prepper (aus dem englischen to be prepared – vorbereitet sein) hat ein wenig zu Unrecht seinen negativen Ruf erhalten. Schuld sind vermutlich einschlägige TV-Formate, die oftmals die amerikanischen Vertreter dieser Zunft dabei zeigen, wie sie in eigens gegrabenen Schutzbunkern vor endlosen Regalwänden voller Konserven und Munition stehen und den nahenden Kollaps der globalen Zivilisation vorhersagen. Eine sinnvolle Notfallvorsorge bedeutet dabei keinesfalls, dass zeitgleich mit der Sicherung im Stromkasten auch die im eigenen Kopf durchknallt und man nach einer Stunde ohne Strom beginnt, den Bunker im Garten auszuheben und die Eigenurin-Filteranlage anzuwerfen.

Eine gut durchdachte Notfall- und Krisenvorsorge, sozusagen ein gemäßigtes Prepper-Dasein, hat nichts mit Angst, Panik oder auch nur Verunsicherung zu tun. Auch geht es bei den Dingen, die man für eine Notfallversorgung zusammenstellt, nicht automatisch ums nackte Überleben.

Ein Beispiel:

Grüne Kulisse mit Zitat zur KrisenvorsorgeDie harmloseste Version eines "Notfalls" haben wir wohl alle schon erlebt: den klassischen Stromausfall. Wer im Zuge seiner Notfallvorsorge zum Beispiel mit einem Gaskocher ausgestattet ist, macht sich in so einem Fall unabhängiger vom Wasserkocher, der Kaffeemaschine und dem Elektroherd und kann die Zeit auch kulinarisch gut überbrücken (meist geht es dabei ja um wenige Stunden).

Es bedeutet aber nicht, dass andernfalls der Hungertod droht und dass jeder ohne Gaskocher nach zehn Minuten ohne Strom marodierend durch die Nachbarschaft schlägt, um sich den ersten Plünderungen und Aufständen in der Stadt anzuschließen. Es ist schlichtweg komfortabel und beruhigend, eine solche Lösung in der Hinterhand zu wissen, auch da man sich im Zweifel erspart, sofort auf teure Restaurantbesuche oder Hilfe aus der Nachbarschaft und Familie angewiesen zu sein.

Es geht also bei der Notfallvorsorge darum, sich in einer entspannten und sicheren Lage schon einmal mit möglichen Notfallszenarien auseinanderzusetzen und sich entsprechend vorzubereiten. Dadurch hat man im realen Notfall den Kopf frei für andere Dinge und muss sich nicht zusätzlich zur stressigen Lage auch noch Gedanken um die eigene (zumindest kurzfristige) Grundversorgung machen.

Oder um es mit den Worten des britischen Premierministers und Schriftstellers Benjamin Disraeli aus dem 19. Jahrhundert zu sagen: "I am prepared for the worst, but hope for the best". Dieses Motto der Prepper Szene fasst hervorragend zusammen, worum es bei der Vorsorge geht: Ein Bewusstsein (oder neudeutsch: "Awareness") für mögliche Notfälle zu schaffen, ohne dabei in hoffnungslose Hysterie zu verfallen.

Die private Krisenvorsorge erstreckt sich dabei über eine ganze Bandbreite an möglichen Szenarien und wird zum Teil auch von öffentlichen Institutionen wie dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn (www.bbk.bund.de) in Checklisten und Infobroschüren aufgearbeitet, die wir in den folgenden Artikeln auch noch näher mit einbeziehen werden. Grundsätzlich wird dabei immer von einer Vorsorge für etwa 10 Tage gesprochen.

Notfallvorsorge – aber für welche Notfälle?

Bei der detaillierten Planung einer Notfallvorsorge ist die Gefahr am höchsten, von der Verunsicherung mitgerissen zu werden. Kein Wunder, schließlich denkt niemand gerne über einen Black Out, eine Überflutung, Erdbeben oder andere Katastrophen nach, da diese Situationen natürlich bedrohlich wirken und je nach Lage auch gefährlich werden können.

Besonders für uns Mitteleuropäer, die größtenteils nie mit Krieg, schweren Naturkatastrophen oder anderen bedrohlichen Krisen in Berührung kamen, ist es erst einmal befremdlich, sich überhaupt der Vorstellung zu nähern, möglicherweise einmal nicht mit allem versorgt zu sein. Tatsächlich muss es auch gar nicht die ganz große Krise oder globale Pandemie sein. Notfallvorsorge beginnt bei alltäglichen Dingen wie dem Stromausfall bis hin zu Großereignissen wie der Corona Pandemie und den möglichen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben können.

Es macht daher weniger Sinn, sich gezielt auf Ereignis A oder B vorzubereiten, da jedes Notfallereignis natürlich unterschiedliche Auswirkungen und Schweregrade haben kann. Sinnvoller ist da eine Unterteilung in verschiedene Lebensbereiche, in denen eine gute Vorbereitung die eigene Versorgung für einen gewissen Zeitraum sicherstellt. Grundsätzlich kann man die Art der Notfallvorsorge in zwei Bereiche aufteilen:

  • Vorsorge für Zuhause
  • Vorsorge für unterwegs

Innerhalb dieser beiden Bereiche gibt es wiederum einzelne Vorsorgethemen wie Essen, Wasser, Licht, Wärme, Erste Hilfe und viele weitere Aspekte, die zu einer umfassenden Vorbereitung gehören. In den folgenden Blogartikeln werden wir diese einzelnen Bereiche unter die Lupe nehmen und dabei auch danach unterteilen, welche Unterschiede bei der Vorsorge für Zuhause oder für unterwegs bestehen. Vorab geben wir zum Schluss noch ein paar Beispiele, wo die Hauptunterschiede in der Vorbereitung liegen.

Vorsorge Zuhause

Lagerregale mit EssensvorrätenBei der Notfallvorsorge für Zuhause fällt das Equipment natürlich etwas anders aus als bei der Vorbereitung zum Beispiel eines Fluchtrucksacks. Wer weiterhin ein Dach über dem Kopf, eine gewisse Grundwärme um sich herum und ein Bett zur Verfügung hat, der braucht eine andere Vorbereitung als jemand, der alles Notwendige zum Essen, Schlafen, Trinken und Aufwärmen in einem Rucksack mit sich trägt.

Auch besteht in der Wohnung oder im Haus grundsätzlich die Möglichkeit, Vorräte und Equipment zu lagern, sodass hier weniger auf ein geringes Eigengewicht und Packmaß geachtet werden muss als bei der Ausrüstung, die im eigenen Rucksack getragen wird. Die Krisenvorsorge in den eigenen vier Wänden besteht daher vor allem aus der Beschaffung der nötigsten Vorräte, mit denen ein paar Tage oder Wochen überbrückt werden können, auch wenn Strom, Wasserversorgung oder Heizung nicht mehr zur Verfügung stehen und ein regelmäßiger Einkauf nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

Wer sich für länger anhaltende Krisen vorbereiten möchte, kann sich darüber hinaus auch Gedanken zum Beispiel um die Gewinnung, Lagerung und Konservierung von Trinkwasser und eine unabhängige Stromversorgung machen. An dieser Stelle beginnt jedoch auch schon der fließende Übergang in Richtung Selbstversorgung, wo im nächsten Schritt auch der eigene Anbau von Lebensmitteln, etc. stünde.

Diese Situation hat dann allerdings nichts mehr mit Notsituationen und der Vorsorge für eine plötzlich eintretende Krise zu tun, sondern beschreibt eher eine alternative Lebensweise, die z. B. in einer Stadtwohnung ohne Garten oder Balkon schon nicht mehr oder zumindest kaum umsetzbar ist.

Vorsorge unterwegs

Draußen unterwegs mit robuster NotfallausrüstungDas Equipment für eine Notfallversorgung unterwegs richtet sich an ein völlig anderes Szenario. Das Notfallgepäck ist eher für den Fall gedacht, dass eine Naturkatastrophe, ein Brand oder auch eine geordnete Evakuierung (z. B. im Fall eines Bombenfundes und anschließender Entschärfung) uns dazu zwingt, innerhalb kurzer Zeit die eigenen vier Wände zu verlassen.

Dabei ist es natürlich noch einmal ein großer Unterschied, ob nur das eigene Wohngebäude oder das Wohnviertel betroffen ist oder ob großflächig evakuiert werden muss. Im ersten Fall stehen so noch Hotels, Herbergen oder andere Alternativen als Unterkunft zur Verfügung, im zweiten Fall könnte es sinnvoller sein, sich auch auf eine Nacht im Auto, im Zelt oder in lokalen Unterkünften wie einer Turnhalle zu übernachten.

Das bedeutet im Rückschluss auch, dass es beim Fluchtrucksack nur um die Überbrückung weniger Tage geht, bis zum Beispiel das Haus wieder betreten werden kann oder eine neue Bleibe gefunden wurde. Wochenlanges Umherstreifen mit dem Rucksack gehört stattdessen in Endzeit-Hollywoodfilme – und auf die Szenarien, die dort gezeigt werden, könnte sich ohnehin niemand ernsthaft vorbereiten. Zumindest ist bisher keine Info-Broschüre zur Vorsorge bei Zombieapokalypsen auf den offiziellen Behördenseiten zu finden.

Wichtig ist bei jedem Notfallgepäck, dass in der stressigen Krisensituation nichts mehr gesucht und an nichts mehr gedacht werden muss, sondern die gepackte Tasche an einem festgelegten Ort nur noch mitgenommen werden muss. Wichtig ist auch, dass das Gepäck nicht zu schwer oder zu sperrig ist und dass die wichtigsten Dokumente und Medikamente enthalten sind, die nicht noch kurzfristig woanders besorgt werden können.

Da jedoch kaum jemand seine wichtigsten Dokumente oder Wertsachen in einem Fluchtrucksack lagern will, macht es für diese Dinge Sinn, sie leicht auffindbar an einem festen Ort unterzubringen. So kann der griffbereite Fluchtrucksack schnell mit wenigen Handgriffen vervollständigt werden, ohne dass jemand in der Hektik auch noch die Unterlagen im Büro durchwühlen muss.

Fazit Notfallvorsorge

Notausgang mit Blick auf dahinterliegenden WaldWenn man es jeweils in einem Begriff zusammenfassen will, könnte man die wichtigste Eigenschaft der Notfallausrüstung wie folgt bezeichnen:

  • Vorsorge Zuhause: Haltbar
  • Vorsorge unterwegs: Tragbar

In den eigenen vier Wänden sollte der Vorrat vor allem langfristig lagerfähig sein und einen gewissen Zeitraum überbrücken. Unterwegs darf das Gepäck nicht zu sperrig oder zu schwer sein und muss aber gleichzeitig andere Bereiche der Vorsorge abdecken.

Wir können und sollten uns in Ruhe und ohne Panik auf einen möglichen Notfall vorbereiten, damit wir in ernsten Situationen den Kopf für andere Dinge frei haben und ein Stück Sicherheit gewinnen. Ähnlich wie wir eine Krankenversicherung nicht aus Panik vor all den möglichen Krankheiten und Unfällen abschließen, sondern einfach die Gewissheit haben wollen, dass im Falle des Falles nicht auch noch dieses Thema bearbeitet werden muss.

Oder um die Worte von Benjamin Disraeli zu wiederholen:

"I am prepared for the worst, but hope for the best".

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1 Kommentare

Bob Benton - 04.08.2020 15:14:52


Hallo, bin Kunde bei euch und habe gerade diese Seite gesehen und gelesen. Ihr schreibt weiter oben Zitat Anfang:"Eines vorab: Der Begriff Prepper (aus dem englischen to be prepared – vorbereitet sein) hat ein wenig zu Unrecht seinen negativen Ruf erhalten. Schuld sind vermutlich einschlägige TV-Formate, die oftmals die amerikanischen Vertreter dieser Zunft dabei zeigen, wie sie in eigens gegrabenen Schutzbunkern vor endlosen Regalwänden voller Konserven und Munition stehen und den nahenden Kollaps der globalen Zivilisation vorhersagen" Zitat Ende Die negative Belegung kommt hier bei uns wohl eher aus dem "rechtsextremen Milieu und dem Milieu der Reichsbürger"!